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Inklusion 1021   1Am Johannes-Heidenhain-Gymnasium gibt es eine sehr vielfältige Schülerschaft und es werden unter anderem auch Kinder mit Beeinträchtigungen unterrichtet. Die Schule hat aufgrund seiner Integrationsleistung den Titel „Schule mit dem Profil Inklusion“ erhalten. In Bayern gibt es im aktuellen Schuljahr 432 solcher Profilschulen, wobei der Großteil Grund- oder Mittelschulen sind.

Seit 2017 gibt es am Traunreuter Gymnasium eine Partnerklasse, die Schüler mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung aus dem Wilhelm Löhe Förderzentrum besuchen. Die Schüler mit Förderbedarf im Bereich „geistige Entwicklung“ erhalten somit die Gelegenheit, sich in einem „normalen“ schulischen Umfeld zu bewegen und gleichzeitig gemäß ihrem Förderbedarf unterrichtet zu werden. Dieses Format hat sich bestens bewährt und vor wenigen Wochen mit Beginn des neuen Schuljahres wurde eine zweite Partnerklasse gebildet. Die erste Partnerklasse besuchen Jugendliche, die vergleichsweise die achte Jahrgangsstufe besuchen. In der zweiten sind sieben Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren mit unterschiedlichem Förderbedarf in der Klassenstufe fünf. „Entscheidend ist das Miteinander“, betont Oberstudiendirektor Matthias Schmid. Hier träfen mit Förderschule und Gymnasium zwei völlig unterschiedliche Schularten mit unterschiedlichen Lehrtätigkeiten aufeinander. „Das ist nicht nur für die Kinder gut, sondern auch für uns Lehrer, wir alle können dabei viel Verständnis füreinander gewinnen.“ Die Schüler der Partnerklasse sind im Schulleben am Gymnasium ganz selbstverständlich eingebunden. Sie nehmen an Schulfesten, Konzerten, am Wandertag und anderen Aktionen teil und es gibt verschiedene Wahlkurse, die von Schülern der Partnerklasse und des Gymnasiums gemeinsam besucht werden. Im Wahlkurs „Miteinander“ beispielsweise wird gemeinsam gebastelt, gespielt oder gekocht. 

Im täglichen Umgang bauen die Gymnasiasten Berührungsängste ab und werden durch die gemeinsamen Aktionen und Schulfeste zum unkomplizierten Miteinander angeregt, lernen die Grenzen und Bedürfnisse der beeinträchtigen Mitschüler kennen und es entsteht ein wertschätzender, selbstverständlicher Umgang unter allen Beteiligten der Schüler- und Lehrerschaft. „Das Projekt trägt durch die vielen Begegnungen dazu bei, die Schulfamilie offener gegenüber Menschen zu gestalten, die anders sind als die Norm“, hieß es unter anderem im Antrag des JHG für das Profil Inklusion. „Es öffnet ebenso die Tür für zukünftige Führungskräfte, Menschen mit Behinderung in einem anderen Licht zu sehen. Die Wahl des Studienganges kann durch die Erfahrung mit der Partnerklasse beeinflusst werden und mehr junge Menschen für die Sonderpädagogik interessieren.“ Wie Lehrerin Christina Falter vom JHG betont, machten es einem die Schüler mit Beeinträchtigung aber auch leicht: „Sie haben gar keine Berührungsängste. Ihre Unbefangenheit und Leichtigkeit tun richtig gut.“ 

Doch nicht nur die Partnerklassen waren ausschlaggebend für das Profil Inklusion. Es gibt auch eine Reihe von Schülern mit besonderem Förderbedarf, die in den Klassen eingestreut unterrichtet werden. Darunter sind Kinder und Jugendliche mit Asperger Syndrom, Hörbehinderung, Diabetes mellitus Typ 1, Epilepsie. Besonders erfreut ist Direktor Matthias Schmid über einen Schüler mit Asperger Syndrom, der vor einigen Jahren vom Kultusministerium als „unbeschulbar“ ans JHG geschickt wurde. Er habe sich in den vergangenen Jahren mit Unterstützung der Klassenkameraden prächtig entwickelt, in die Schulgemeinschaft eingelebt und im Sommer erfolgreich sein Abitur abgelegt. „Es war viel Arbeit und nicht immer einfach, aber es hat sich rentiert“, ist Matthias Schmid stolz. Die äußerst positive Entwicklung des jungen Mannes sei der „Einfühlsamkeit und Rücksichtnahme aller Beteiligten in der Schulfamilie zu verdanken, ebenso der Offenheit und Toleranz, die im gesamten Schulhaus vorherrscht“. Matthias Schmid sieht am JHG für solche Fälle bessere Chancen als in einer Großstadt, denn „bei uns kennt man jeden Schüler“ und man könne besser auf Schwächen oder Beeinträchtigungen eingehen. Außerdem seien die Traunreuter aufgrund der Vielschichtigkeit ihrer Bevölkerung generell offener und toleranter und für ihre Integrationsleistung bekannt, wie Daniela Seitenglanz vom JHG findet.

Normalerweise macht das Kultusministerium immer zum Beginn eines neuen Schuljahres eine Festveranstaltung, bei der die Urkunden für Schulen mit Profil Inklusion persönlich übergeben werden. Aufgrund der Pandemie ist dies heuer nicht möglich, weshalb die Urkunde per Post nach Traunreut kam. Matthias Schmid ist stolz und freut sich über diese Ehre. Noch schöner fände er es allerdings, wenn der Titel auch mit ein paar zusätzlichen Lehrerstunden für die Inklusion verbunden wäre: „Die Zeit ist das, was bei uns am meisten fehlt.“

P. Mix

Kultusstaatssekretärin Anna Stolz zur Verleihung des Profils Inklusion

 

 

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