Von einem „wahren Herzensprojekt“, spricht Bettina Schwarz, Lehrerin für Deutsch, Französisch und Ethik, über die erstmalige Teilnahme ihrer Schülerinnen und Schüler an dem Erasmus-Plus-Programm. In diesem Rahmen besuchen sich das Johannes-Heidenhain-Gymnasium (JHG) und die ungarische Partnerschule Zöldliget Magyar-Angol Két Tanítási Nyelvü Baptista Általános Iskola és Gimnázium in Velence nicht nur gegenseitig, sondern es soll auch das beiderseitige Verständnis für den EU-Partner fördern.
Das Kurzprogramm, das über 18 Monate hinweg läuft und welches durch EU-Fördermittel finanziert wird, soll die Werte und den Grundsatz von Europa vermitteln und die Teilnehmer einander durch gemeinsame Aufgaben länderübergreifend verbinden. Der Gedanke von Europa als Ideal stets sinnbildlich als demokratischer Schirm über diesem Projekt.
Bereits im Vorfeld haben Daniela Seitenglanz und Bettina Schwarz ein Seminar besucht, bei welchem Vertreter aus zahlreichen europäischen Nationen zugegen waren. So fand man in der ungarischen bilingualen Schule schnell einen geeigneten Austauschpartner. „Als wir zurückkamen und über das Seminar berichtet haben, gab es im Kollegium so viel fantastischen Zuspruch. Fächerübergreifend gab es sofort Zusagen der Kolleginnen und Kollegen zur Teilnahme am Erasmus-Plus-Projekt. Das war Freude und Ansporn zugleich, etwas richtig Tolles auf die Beine zu stellen“, erzählt Schwarz sichtlich gerührt im Gespräch mit der Heimatzeitung.
Unter dem Motto „Empowering Tomorrow – Let‘s workshop together to strengthen our democratic awareness and the European values“ trafen sich am vergangenen Dienstag also erstmalig zehn Schüler virtuell mit ihren ungarischen Partnerschülern. Über einen Webcall, bei dem sich beide Schulen gegenseitig zugeschaltet waren, fand die erste Annäherung statt.
Im Vorfeld hatten alle, die an dem Programm interessiert waren, die Möglichkeit, sich mit einem Bewerbungsvideo für die Teilnahme zu empfehlen. Mit im Gepäck hatte jeder der anwesenden Schüler einen Gegenstand, der ihn charakterisieren sollte. Von einem Fußball über Kopfhörer bis hin zu einem Pinsel waren allerhand persönliche Dinge mitgebracht worden.
Auch die ungarischen Schüler brachten, mit der kurzen Erläuterung ihrer Namen, einen privaten Aspekt mit in die virtuelle Unterhaltung ein. Als nächstes teilten sich alle in Vierergruppen auf und bekamen die Möglichkeit, sich auszutauschen und gegenseitige Fragen zu stellen oder zu beantworten. So fand unter anderem auch ein kurzer Exkurs durch das Schulgebäude statt, die ungarischen Freunde über das iPad verbunden, stets mit dabei.
Als Hausaufgabe sollten sich die Teams anschließend Gedanken über den Entwurf eines gemeinsamen Logos machen, welches beim nächsten Treffen am 12. Januar 2024 präsentiert werden soll. Unter dem Leitsatz „Die lange Nacht der Demokratie“ gibt es bereits das Vorhaben, bei diesem Zusammensein gemeinsam zu kochen, oder zumindest virtuell zusammen essen. Noch vor den Faschingsferien werden die Traunreuter Schüler schließlich nach Ungarn reisen und bei ihrem viertägigen Aufenthalt unter anderem das Parlament in Budapest besuchen.
Auch Valentin Specht, Lehrer für Politik, Englisch, evangelische Religion und Geschichte, verrät im Gespräch mit der Heimatzeitung, dass er in diesem Programm eine große Chance für ein wachsendes gegenseitiges Verständnis beider Nationen sehe. „Ich denke man hat hier die einmalige Gelegenheit, Bilder die man im Kopf hat zu korrigieren und das eigene Bewusstsein für die Demokratie zu schärfen.“
Das Projekt ist Chance und Herausforderung. Man möchte den jungen Leuten aufzeigen, dass das Projekt sowohl eine Herausforderung ist, zugleich jedoch eine Chance darstellt, voneinander zu lernen. „Unser Geschichtsunterricht ist gerade in den ersten Jahren sehr auf westliche Länder fixiert, daher ist es umso spannender für unsere Schüler, Parallelen unserer Länder kennenzulernen“, so Specht über die neue Verbindung zwischen dem Traunreuter und dem ungarischen Gymnasium. Er habe seitens der Schüler auch viel Zuspruch erhalten, so der Geschichtslehrer, viele hätten Ungarn bisher „gar nicht so im Kopf gehabt“ und seien nun richtig neugierig und gespannt auf den gemeinsamen Austausch.
Noch im nächsten Jahr soll es ein zweites Projekt mit Slowenien geben, das sich mit dem Themen Umwelt und Digitalisierung beschäftigt.
Christina Grimm