
Der ehemalige US-Diplomat Haywood Rankin beehrte unsere Schule Anfang Juli mit einem Vortrag für die elften Klassen. Vielen Schülerinnen und Schülern war es ein riesiges Anliegen über weltpolitische Ereignisse zu sprechen und sie interessierten sich im speziellen für die Stimmung in Amerika, besonders nach der sehr einseitigen TV-Debatte zwischen Trump und Biden Ende Juni. Hierzu hatte Rankin mit seinem Fachwissen viel zu berichten.
Zunächst berichtete Rankin von seinen persönlichen Erfahrungen, die er als Diplomat gesammelt hat und gab einen Überblick über die vielen Aspekte, die zu diesem Beruf gehören.
Anschließend widmete er sich gezielt den politischen Fragen der Schüler, die diese nach Themen sortiert gestellt hatten.
Demnach ging es zuerst um die Debatte zwischen den zwei Kandidaten für die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten. Die sehr häufig aufkommende Frage, ob höheres Alter eine große Rolle spiele, verneinte er zwar („Age is not a dramatic factor“), wies jedoch darauf hin, dass dies sehr auf die Einzelperson ankäme. So sei Trump mit 78 Jahren noch gut in Form, während Biden mit 81 bereits kaum noch diskussionsfähig sei. Hierdurch ergäbe sich das Dilemma, dass sich die Wähler in den USA zwischen einem gefährlichen und einem unfähigen Präsidenten entscheiden müssten. Auch wenn Biden immer noch der Überzeugung sei, er könne weitermachen, sieht Rankin dies kritisch und bezeichnet sein Verhalten als Grund für den Zuwachs an Stimmen für Trump. Dieser würde viele Unwahrheiten von sich geben und sei schlichtweg unberechenbar, argumentiert Rankin. Die Hauptprobleme seien also Bidens fehlende Bereitschaft zurückzutreten aber auch der Mangel an verbleibender Zeit, um eine gute Alternative für ihn zu finden, vor allem da Kamala Harris, die aktuelle Vize-Präsidentin, bisher relativ blass geblieben sei.
Als nächster Punkt stand nun Europa im Fokus und die politische Situation in Deutschland. Rankin merkte an, dass im gesamten westlichen Raum ein gewaltiger Umschwung von links nach rechts festzustellen sei, was auch in Deutschland zuträfe. Ein Fehlen einer Regierungspersönlichkeit wie Angela Merkel könnte dafür mitverantwortlich sein. Generell sei Deutschland aber mit einer guten, konservativen Ökonomie und einer Politik der ruhigen Hand ein „solid anchor in the European Union”. Auf die Frage, ob er ein Zwei- oder Mehrparteiensystem für sinnvoller halte, antwortete er neutral: Es gäbe auf beiden Seiten Vor- und Nachteile.
In Bezug auf den Ukraine-Krieg merkte der ehemalige Diplomat an, dass Russland auch unter Diktatoren in der Vergangenheit stets Durchhaltevermögen bewiesen habe und es somit aktuell keine einfache Lösung für diese Situation gäbe. Rankin ergänzte, dass Trump nicht sehr viel von der Ukraine hielte und möglicherweise eine Vorliebe für Diktatoren habe, wodurch sich die amerikanische Bevölkerung möglicherweise beeinflussen lassen könnte.
Zu den Entwicklungen im Nahost-Konflikt erklärte der Referent, dass die USA immer Israel unterstützt haben und auch immer unterstützen werde. Eine langfristige friedliche Koexistenz in der Region rund um Israel und Palästina sei aber aufgrund der räumlichen Enge in diesem Gebiet aus seiner Sicht nur sehr schwer zu erreichen.
China beschrieb Rankin als ein faszinierendes und einzigartiges Land, dass unter den anderen Großmächten besonders herausstechen würde. Rankin sieht aber auch viele Problemfelder, die rund um die Entwicklung des Landes auftauchen, unter anderem die sich verschlechternden Beziehungen zu den Nachbarstaaten.
Abschließend konnten Schülerinnen und Schüler der 11. Jahrgangsstufe noch weitere Detailfragen stellen, die diesen informationsreichen und spannenden Vortrag abrundeten.
Bernd Schilow (11b)