
Kiebitze sind Bodenbrüter, die für ihre Nester offene Flächen mit niedriger Vegetation bevorzugen. Sie legen eine unscheinbare Nestmulde in nassen Wiesen, Weiden und Mooren, die es immer seltener gibt. Daher weichen sie auf Ackerflächen aus, wo ihre Nester, Eier oder Küken oft der Bodenbearbeitung bei der Feldbewirtschaftung zum Opfer fallen. Durch gezieltes Auffinden und Markieren der Nester können Landwirte diese umfahren und so schützen. Außerdem ermöglicht die Kennzeichnung nach der Brutsaison eine Beurteilung des Bruterfolgs – etwa anhand der Anzahl der Eier oder des Nestzustands. Im Landkreis Traunstein wird diese Maßnahme als BayernNetzNatur-Projekt „Netzwerk für den Kiebitz“ durch den Landschaftspflegeverband in Abstimmung mit den Landwirten durchgeführt.
Um die Vorgehensweise zum Auffinden und Kennzeichnen von Kiebitznestern kennenzulernen, unternahmen die Schülerinnen und Schüler der Forscherklasse am JHG Anfang Mai eine Exkursion nach Truchtlaching. Begleitet wurden sie von Karl Schönberger (Mitglied im BN und LBV), seiner Frau Margit und Brigitte Güthner (Mitglied im LBV). Sie hatten zuvor Gelegeattrappen auf dem Acker platziert und mit einer Pappfigur eines Kiebitzes markiert.
Die Schülerinnen und Schüler suchten mit Ferngläsern nach den Kiebitzattrappen, um die „Nester“ aufzuspüren. Schnell stellten sie fest, dass die Tarnung der Kiebitze äußerst effektiv ist. Um sich die Lage der Gelege besser einzuprägen, orientierten sie sich an markanten Strukturen wie Bäumen, Gebäuden oder Bodenmerkmalen wie Maulwurfshügeln – sogenannte Peilpunkte.
In der zweiten Phase des Experiments wurden die Kiebitzattrappen entfernt, um zu simulieren, dass die Vögel beim Brüten gestört und aufgescheucht werden. Nun war es die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler, mithilfe der zuvor eingeprägten Peilpunkte das versteckte Gelege wiederzufinden. Ein Schüler gab mit Blick durchs Spektiv Handzeichen, um die Suchenden in die richtige Richtung zu leiten. Erstaunlich schnell gelang es ihnen, die Nester wieder ausfindig zu machen und mit Markierungsstäben kenntlich zu machen.
Zum Abschluss der Exkursion kam Landwirt Johannes Frank hinzu. Er erläuterte seine Beweggründe für die Schutzmaßnahmen auf seinem Acker sowie die damit verbundenen Herausforderungen für die Landwirtschaft und beantwortete die Fragen der Schülerinnen und Schüler.
Die Exkursion hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den jungen Forschern. Sie gewannen wertvolle Einblicke in den Schutz von Bodenbrütern und konnten hautnah erleben, wie Wissenschaft und Naturschutz zusammenwirken.
StRin M. Bräuning