Wer dieser Tage in unsere Aula kommt, wundert sich nicht schlecht, dass sich diese kurzerhand für zwei Wochen in eine Kunstgalerie verwandelt findet. Im vorderen Bereich erkennt man beim näheren Herantreten viele Sockel, die mit Büchern bestückt sind. 

Doch keines der Lexika, Romane oder Atlanten blieb „verschont“ – alle wurde von den 12-Klässlern unter der Leitung ihrer Kunstlehrerinnen Constanze Penninger und Theresia Seitz in mühevoller, filigraner Handarbeit zu Buchobjekten verwandelt. 

Beim ersten Schnitt hatte man vielleicht noch etwas Skrupel – ein Buch, wertvolles Kulturgut und Symbol für Bildung, einfach überarbeiten und verfremden? Unter dem Motto „Old Book New Look“ schufen die Jugendlichen mit Faltungen, Skalpell, Cutter, Leim oder Kleister spannungsvolle Kunstobjekte, häufig auch mit unmittelbarem Bezug zum Ausgangsbuch. Lysanne Hörl beispielsweise seziert in ihrer „Geschichte der Weltliteratur“ im doppelten Wortsinn das Geschlechterverhältnis und betont dadurch, dass Frauen in der Kunst jahrhundertelang nicht ausreichend repräsentiert waren. Auch Marlene Krammer setzt sich kritisch mit ihrem Buch auseinander, indem sie einen dreidimensionalen Zug bastelt, der einen Zugtransport für die Soldaten an die Front symbolisiert.

Eric Stanzel geht intuitiv und humorvoll mit seinem Buch um und verwandelt es kurzerhand in ein Büchermonster. Auch viele ästhetische Plastiken tauchen auf – hier ein florales Gebilde, dort ein Baum, der seine Wurzeln im Buch schlägt oder ein Leuchtturm, der sich aus Meereswellen erhebt.

So stellen sich die Schülerinnen und Schüler in eine lange Tradition des Buchobjekts, das seit Beginn des 20. Jahrhunderts erstmals in der Kunstgeschichte auftaucht und es nun ganz aktuell in unserer Aula zu erkunden gilt.

StRin C. Penninger

Bilder: Penninger

Hand-Buchobjekt: Isabelle Seeberger

Blüten: Hannah Gehrke

Zug: Marlene Krammer