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P-Seminar HollPicknicken auf dem „Marktplatz“, gemütlich beisammensitzen im Schatten der schönen alten Bäume, die relative Ruhe an diesem grünen Fleckchen mitten in der Stadt genießen, sich auf befestigten Holzplateaus hinflezen und chillen – etwas abgeschottet vielleicht noch mit einigen Blumen und Sträuchern. Das alles soll künftig möglich sein, wenn es nach einer Gruppe von Schülerinnen des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums geht.

Diese Ideen sollen am kommenden Sonntag beim Familienfest interessierten Besuchern vor Ort vorgestellt werden. Und wenn das Wetter mitmacht, wird der Platz am Abend sogar beleuchtet, um ihn auf diese Weise noch mehr ins rechte Licht zu rücken.

„Für Traunreut“ ist die Überschrift dieses Arbeitsprojekts am Traunreuter Gymnasium, eines sogenannten P-Seminars. Dieses Motto empfinden die sechs Damen, die sich hier unter Anleitung von Lehrerin Susanne Hollmann zusammengetan haben, als Auftrag. „Für Traunreut“, für die Stadt, in der sie wohnen und zur Schule gehen, möchten sie etwas tun – konkret: einen Platz aus der Vergessenheit herausholen, ihn den Bürgern sozusagen zurückgeben, Ideen für eine attraktivere Gestaltung liefern. Objekt dieses Vorhabens ist der Platz links und rechts von der Marktstraße, die gemeinhin als Marktplatz bezeichnete Fläche zwischen katholischer Kirche und AOK-Gebäude.

„Die Fläche hat Potenzial“, stellen die Mädchen bei einem Gespräch mit der Heimatzeitung im Gymnasium übereinstimmend fest. Deshalb haben sie sich den Marktplatz auch ausgesucht und wollen ihnen herausholen aus der Vergessenheit, ihn den Leuten vorführen und zudem Ideen einbringen, wie man den Platz auch besser nutzen kann. Vor allem der große Baumbestand, der von der Gruppe im Detail erfasst wurde, wie der gesamte übrige Platz auch, sei ein großes Plus.

Das sage nochmals einer, die Jugend würde sich für nichts, schon gar nicht für ihr Umfeld interessieren: Wenn man die sechs jungen Damen des P-Seminars erlebt hat, wie sie ganz selbstständig und sehr selbstbewusst ihr Konzept vorstellen, begründen, erläutern und in schönsten Farben schildern, das beeindruckt. Ein zunächst eher trockenes Thema, die Gestaltung eines Platzes, das die Kommunalpolitik häufig genug nicht die Bohne interessiert (sonst gäbe es nicht so viele solch unsortierter Plätze), haben die Mädels über knapp ein Jahr hinweg mit Leben erfüllt – und haben auch keine Scheu, mit ihren Ideen am Sonntag beim Familienfest der Stadt auf die Besucher zuzugehen und ihnen ihre Vorstellungen von einem Platz mit „Aufenthaltsqualität“ zu schildern.

Vor Ort zeigten die Mädels dann auf, dass der Platz mit all dem Grün und den vielen Bäumen eigentlich wirklich schön ist, wirklich Aufenthalts-Potenzial aufzuweisen hat. Man müsste seine Schönheiten und Vorzüge halt nur ein bisschen hervorheben, finden sie. Und den Menschen ein paar Hilfsmittel zur Verfügung stellen, dass sie sich hier auch tatsächlich ein wenig aufhalten, hier vielleicht ein wenig innehalten wollen.

Die engagierten Damen, das sind Luise Hintz, Luise Maiwälder, Paula Seitenglanz, Laura Marterer, Katharina Schmid und Christine Ramsauer. Seit dem Frühjahr läuft das Projekt. Und seitdem haben sie viel Zeit - weit über die eineinhalb Stunden hinaus, die der Stundenplan im Gymnasium pro Woche dafür zur Verfügung stellt – dafür investiert. Und weil die jungen Damen ja selber keine Expertinnen sind, haben sie sich Hilfe geholt. Das war zum einen die Garten- und Landschaftsarchitektin Birgit Höra aus Traunreut, einst selbst Schülerin des Gymnasiums, die auch bei den Ideenwerkstätten im Heimathaus mit dabei war. Sie war es, die mit dazu beigetragen hat, dass sich die Schülerinnen den Marktplatz als Objekt ihres Projekts auswählten, eben weil er das meiste Potenzial für eine attraktive Umgestaltung aufweise.

Festgestellt wurde in der Anfangszeit, dass man aus dem Marktplatz zwar etwas Interessantes gestalten könnte, dass er derzeit aber geringe „Aufenthalts-Qualität“ aufzuweisen habe. Nachdem dies zu Beginn dieses Jahres erkannt war, suchten sich die Gymnasiastinnen weitere Unterstützung. Stets mit dabei zur Hilfestellung war Stadtbaumeister Thomas Gätzschmann. Und von ihm kam auch der Rat, sich an einen Landschaftsarchitekten von der Uni zu wenden, nämlich Prof. Sören Schöbel-Rutschmann von der TU München. Der Professor kam in die Stadt, und die Schülerinnen besuchten ihn an der TU. Er hat den Damen viele praktische Tipps gegeben, sie auch die richtige Vorgehensweise herangeführt und sie wohl auch ein Stück weit motiviert. Für einiges an Motivation zuständig war auch der Stadtbaumeister, der die Gruppe offenbar immer unterstützt hat, was im Gespräch immer wieder zum Ausdruck kam.

Nach vielerlei Vorarbeiten – der Platz ist von den Schülerinnen fotografiert, im Detail vermessen und daraus ein genauer Bestandsplan gezeichnet worden – gab es dann die Phase des Brainstormings, was alles machbar wäre, was getan werden sollte, um dem Platz etwas mehr Attraktivität zu verleihen. Und was ihnen da alles eingefallen ist, das wollen sie am kommenden Sonntag schon mal vorstellen: Während die Schülerinnen den Eltern ihre Pläne und Vorstellungen erklären, werden gleichzeitig die Kinder von anderen Schülerinnen unterhalten und mit lustigen Spielideen beschäftigt. „Cool“ finden sie es, dass die Stadt aus diesem Anlass die Marktstraße gesperrt hat, damit hier alles von Autos ungestört ablaufen kann, dass die Straße dann sogar von den Kindern bemalt werden darf.

Seinen Ursprung hat die Idee zu diesem P-Seminar in den Arbeitskreisen und Treffen als Vorbereitung zu dem aktuellen Stadtplanungsprojekt unter Leitung der Stadtplanerin Prof. Dr. Anne Beer. Bei diesen Ideenwerkstätten war unter vielem anderen auch die Idee eines Jugendcafés aufgekommen. Dieses sollte, so war eine Weiterführung dieser Idee, in der neu zu bauenden Stadtbücherei verwirklicht werden. Nachdem aber als Folge des Bürgerentscheids die Bücherei nicht neu gebaut wird, wurde ein anderes Projekt gesucht und im Marktplatz dann auch gefunden.

Untertitel des P-Seminars ist übrigens „Grün statt Gelb“. Auf Nachfrage erläuterten die Schülerinnen, dass sie mit „Gelb“ die relative Farblosigkeit des Rathausplatzes mit seiner Kiesauflage gemeint hatten, dem sie als attraktiven Gegensatz den „grünen“ Marktplatz entgegen halten wollten. Wenn hier, so sind sie überzeugt, mit „frischen Möbeln“ – damit meinen sie freundliche hölzerne Bänke statt der bisherigen dunklen Metallbänken – Sitzgelegenheiten auf der Fläche geschaffen würden, teils auch zu Sitzgruppen zusammengestellt, würden bestimmt mehr Leute diese auch nutzen. Die breite Asphaltfläche der Marktstraße, die den Platz durchschneidet, sollte gepflastert und gegliedert werden, was die Optik deutlich verbessern würde. Und nicht zuletzt könnten sich die Schülerinnen auch befestigte Flächen innerhalb des Platzes – nicht gepflastert, aber vielleicht in Form von Holzplateaus – vorstellen, auf denen man dann sogar in der Sonne respektive im Schatten liegen und das schöne Wetter genießen könnte.

Diese Ideen sollen jetzt noch etwas verfeinert werden, und außerdem erhoffen sich die Schülerinnen noch weitere Anregungen von den Leuten, denen sie am Sonntag beim Familienfest ihre Entwürfe zeigen wollen. Planer Martin Jobst hat ihnen zudem zugesagt, mit ihnen ein Modell des Platzes zu bauen, auf dem sich dann die einzelnen Vorstellungen dreidimensional anordnen und nach Belieben verschieben können, um so noch einen besseren Eindruck davon zu bekommen, wie es am besten passt.

Und wenn das dann alles so weit gediehen ist, kommt das Projekt nochmals ganz offiziell zurück ans Gymnasium, wo im Winter bei einer Präsentation vor Eltern, Lehrern, den Beteiligten und ihren Klassenkollegen aufgezeigt werden soll, was bei dem P-Seminar erarbeitet worden ist. Es gibt hier übrigens parallel noch ein zweiten P-Seminar unter dem Titel „Hörpfade“; dabei wird in einer App ein Audioguide erstellt, mit dessen Hilfe der Interessierte durch Traunreut wandern oder sich einfach daheim vielerlei Informationen über Traunreut anhören kann. Auch dieses Projekt wird im Dezember gemeinsam mit dem anderen präsentiert.

Natürlich würden sich die Schülerinnen ganz intensiv wünschen, dass es nicht bei schön ausgearbeiteten Vorträgen, Plänen und Modellen bleibt. Sie hoffen, dass zumindest ein Stück weit ihre Ideen von der Stadt auch verwirklicht werden. Als sie vor den Ferien in der Schule in St. Georgen, so erzählt Lehrerin Hollmann, ihre Ideen den dortigen Eltern gezeigt hatten, wären auch einige Stadträte dabei gewesen, von denen diese durchaus positiv aufgenommen worden seien. Und auch Bürgermeister Klaus Ritter habe die Ideen bei der Jugendbürgerversammlung gelobt und seine Unterstützung zugesagt.

Sollten tatsächlich einige der Ideen verwirklicht werden, sind die Mädels ja wohl schon nicht mehr am Gymnasium. Denn sie alle starten jetzt in die 12. und letzte Klasse und absolvieren im Frühjahr ihr Abitur. Aber sie hätten gleichwohl für mögliche Nachfolger bei einem möglichen weiteren P-Seminar noch eine weitere Idee für den Marktplatz: Die schmutzigen, unattraktiven Stromkästen auf dem Platz sollten dringend entweder bemalt, verkleidet oder sonstwie verschönert werden.

he

Artikel im Traunreuter Anzeiger

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