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Ballon 1017   5Am Johannes-Heidenhain-Gymnasium lief in den ersten Wochen des neuen Schuljahres ein Projekt im Fach Physik, an dem Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse teilnahmen. Zusammen mit der Studentin Nina Schmid starteten sie eine Ballon Mission und erhielten dadurch Luftaufnahmen der Stadt und Umgebung.

Nina Schmid studiert Mathematik und Physik für Lehramt Gymnasium und gestaltete im Rahmen ihrer Zulassungsarbeit dieses Projekt mit Schülern des Traunreuter Gymnasiums, an dem sie selber 2013 ihr Abitur abgelegt hat. Mit Ballon Missionen werden die unterschiedlichsten Messungen durchgeführt, auch die NASA oder Wetterstationen nutzen sie, um wichtige Informationen zu erhalten. Das Projekt am JHG sollte den Teilnehmern vor allem vermitteln, wie wissenschaftliches Arbeiten geht. Gemeinsam wurde die Mission vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet. Es wurden physikalische Fragen geklärt, beispielsweise welchen Fallschirm man braucht, um die Sonde sicher wieder auf die Erde zu kriegen. Der erste Ballon, der vergangene Woche gestartet wurde, hatte ein Volumen von drei Kubikmeter und trug eine Styropor-Box, in der verschiedene Geräte waren. Diese sollten in der Luft und in großer Höhe Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Druck, Beschleunigung und mehr messen. Aufgrund des unerwartet starken Windes zu dem Zeitpunkt, als der Ballon an der Schule startete, riss jedoch das Seil und die Box mit den Messgeräten konnte nicht mit dem Heliumballon in die Luft steigen. Ein zweiter, kleinerer Ballon wurde losgeschickt, der allerdings nur zwei GPS-Geräte und eine Mini-Kamera beförderte. Diese Kamera lieferte schließlich Bilder vom Start, von der Stadt Traunreut und Umgebung. Nach rund einer halben Stunde fiel sie dann aus. Nina Schmid vermutet, dass es an der Kälte lag. Der Ballon flog nämlich immerhin auf einer Höhe von 22 Kilometern. In der größeren Box, die ursprünglich mit dem Ballon aufsteigen sollte, wären auch Wärmepads gewesen, die die Kamera und anderen Geräte vor der großen Kälte geschützt hätten. Dass die Fotos überhaupt angekommen sind, liegt am GPS-Sender, der nach einer dreistündigen Fahrt des Ballons in St. Lambrecht in der Steiermark zu Boden ging. Nina Schmid setzte sich noch am selben Abend ins Auto und holte den Sender sowie die Kamera. Zusammen mit den Schülerinnen und Schülern nahm die 22-Jährige die Auswertung vor, sie überlegten, was zu verbessern wäre und ob eventuell ein weiterer Ballon gestartet werden könnte. Dazu werden allerdings noch Sponsoren gesucht, um das Helium und die Genehmigungen finanzieren zu können. Eine weitere Ballon-Mission könnte bei geeignetem Wetter beim Tag der offenen Tür der Schule am 25. November starten. „Die Schüler sind unheimlich motiviert und würden es gerne bei besseren Wetterverhältnissen nochmal versuchen“, betont die Studentin.

Für sie ist die Vermittlung von wissenschaftlichem Arbeiten eine zentrale Kernkompetenz, die Schüler sich während der Schulzeit aneignen sollten. Im Studium werde nämlich davon ausgegangen, dass die Erstsemester diese Kompetenz besitzen und dementsprechend gestellte Aufgabenstellungen bearbeiten können. „Doch auch im allgemeinen Leben hilft die Kenntnis von wissenschaftlichen Arbeitsweisen bei der eigenständigen Beantwortung von Fragen, gibt eine Grundstruktur vor, wie sie auch auf Projektplanung übertragen werden könnte“, betont Nina Schmid. „Es geht hierbei eben nicht mehr darum ‚nur‘ Wissen zu steigern, sondern die Kompetenz zu erhalten, Wissen auf eine reflektierte und sich selbst überprüfende Art und Weise selbst zu konstruieren.“ Glücklicherweise könne man feststellen, dass die Lehrpläne inzwischen vermehrt versuchen, Komponenten zum Vermitteln von wissenschaftlichen Arbeitsweisen zu integrieren. In der Schule laufe dies jedoch meist noch darüber ab, dass historische Experimente gezeigt werden. Die Studentin dazu: „Dies ist mit Sicherheit auch weiterhin nötig, um die klassischen Gesetzmäßigkeiten zu begründen. Bei der Ballonmission wurde jedoch ein Experiment gestartet, wie es auch heute von NASA, dem Deutschen Wetterdienst und anderen durchgeführt wird, um an Messdaten zu kommen, und damit ist dieses Projekt alltagsgetreuer, authentischer und den aktuellen Möglichkeiten angepasst. Außerdem hat man in der Schule meist nicht die Zeit solch ein Projekt über Wochen hinweg zu realisieren.“

P. Mix

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