„Freude und Kraft kannst du mir geben, in allen Phasen in meinem Leben“ – der Baum als Lebensgrundlage wird im Stress und der Hektik der heutigen Zeit meist zur Alltagskulisse und nur in seltenen Momenten wirklich als das wahrgenommen, was ihn für unser aller Leben ausmacht. Wie wichtig und facettenreich Bäume in unserem Leben sind, stellen die Schüler des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums im Traunreuter k1 nun für jeden sichtbar in den Vordergrund.
In der Kunstausstellung, die am Mittwoch feierlich eröffnet wurde, zeigen die jungen Künstler – auch in Hinblick auf den Klimawandel – dass hinter den hölzernen Riesen mehr steckt, als auf den ersten Blick vermuten lässt.
So lohnt es sich auch bei den vielfältigen Kunstwerken, immer genauer hinzuschauen. Hinter den Fotografien, Zeichnungen, Collagen und Linoldrucken steckt nämlich nicht nur viel Arbeit und Herzblut, sondern auch eine Botschaft an diejenigen, die sich auf die zahlreichen Ausstellungsstücke einlassen. Dabei sind die Themen vielfältig wie der Baum selbst. Die Stockwerke des Waldes, die Lebensräume für unterschiedliche Bewohner darstellen, sind in Collagetechnik veranschaulicht, Fotografien zeigen die Schüler dabei, wie sie die dicken Stämme umarmen, auf einer Baumkrone befinden sich Schlagwörter wie „Familie“ oder „Hoffnung“ im Streetart-Stil. Etwas weiter zieren plakative Botschaften die Wände und fordern eindringlich, den Planeten zu retten. Ob in Wasserfarben, Acrylmalerei oder im Linoldruck – nicht nur die Kunst, sondern auch der Baum als Symbol für die Umwelt, spiegelt sich in allen Werken kreativ wider. Doch nicht nur ihm Rahmen der ausgestellten Arbeiten behandeln die Schüler den Baum in Kunst und Leben. Gemeinsam mit den Fachschaften Deutsch und Musik erstellten sie ein Schattenspiel, das mit selbstgedichteten Texten und berührender Musik zeigt, wie sehr der Baum mit unserem Leben verbunden ist – er begleitet durch alle Lebensphasen, von der Geburt bis hin zum Tod.
Für die beiden Kunstlehrerinnen Ivonne Bäumchen und Theresa Seitz sei auch der Klimaschutz bei der Durchführung des jahrgangsstufenübergreifenden Kunstprojekts auch wichtig gewesen. Die Bedeutung, Umwelt und Kunst zu verbinden, hätten bereits in der Vergangenheit Künstler erkannt – man denke nur an Joseph Beuys Aktion „7000 Eichen“ oder Friedensreich Hundertwassers visionäre Einstellung. Der Baum bildet also nicht nur die Quelle der Inspiration, sondern soll als Symbolbild für den Klimawandel dienen. Tatkräftig packten die Schüler deshalb auch im Schulgarten mit an, denn „die Welt braucht mehr Wald“, sagte Ivonne Bäumchen. Zwei Apfelbäume zieren nun den Schulgarten. Damit es nicht nur bei diesen bleibt, fertigten die Schüler zudem bedruckte Taschen und Karten an, von deren Erlös, der an eine Organisation gehen soll, mehr Bäume gepflanzt werden.
Aktiv konnten auch die Besucher der Ausstellung werden. Dies nicht nur im Gespräch mit den Künstlern, die Einblicke in den Entstehungsprozess der Ausstellung und ihrer Werke gaben, sondern indem sie ihre eigenen Wünsche und Gedanken zum Thema Naturschutz an den „Wunschbaum“ heften. Dieser steht den Besuchern des k1 noch ein halbes Jahr zur Verfügung. Ähnlich wie ein Baum im Frühjahr wird sich seine Baumkrone mit den Wünschen der Gäste langsam mit Blättern füllen und verdichten – so der Wunsch der Organisatoren.
Die Gäste, die die Ausstellungseröffnung besuchten, waren von dem riesigen Engagement der Schüler, die ein Jahr lang an dem Kunstprojekt gearbeitet hatten, begeistert. Und auch das Gymnasium zeigte sich dankbar, dass man im k1, allen voran der Leiterin Anke Hellmann, und in der Stadt Traunreut Partner für das wichtige Projekt gefunden hat. „Der Baum steht für Leben und Verbindungen“, betonte auch Schulleiter Matthias Schmid und dankte allen Beteiligten. Der größte Dank dürfte allerdings den Schülern zugute kommen, die in einem Jahr wirklich Großartiges geleistet haben.
Christiane Vogl